TourCert Journal

Innovativ und kreativ durch die Krise

Eine Berglandschaft in Peru.

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Die letzten Monate haben sich unsere Welt und unser gewohnter Alltag komplett auf den Kopf gestellt. Die Tourismus-Branche ist besonders stark durch die weltweite Corona-Pandemie betroffen und hat mit geschlossenen Ländergrenzen und Reisewarnungen zu kämpfen. Auch unsere Partner, die zertifizierten Betriebe und Destinationen in Lateinamerika, müssen sich mit dieser Situation zurechtfinden. Der Tourismus kam dort größtenteils zum Erliegen und steht immer noch still. Nur sehr langsam beginnt sich die Branche wieder zu erholen und erste Hotels öffnen wieder ihre Türen.

Innovativ und kreativ durch die Krise

In den letzten Monaten standen viele Reiseveranstalter und Reisebüros in unseren Partnerländern in Lateinamerika vor der Existenzkrise. Sozialhilfen vom Staat gibt es in Südamerika nicht. Hoffnungsvoll und mit einer positiven Einstellung haben viele Destinationen, Reiseveranstalter- und büros und andere Unternehmen die Zeit dafür genutzt, innovativ und kreativ zu sein und agil zu handeln, um sich mit neuen Angeboten über Wasser zu halten.

Authentische Reiseerlebnisse in kleinen Gemeinden

Die Reiseverbote und –warnungen verleiten viele Reisende dazu, ihr eigenes Land bzw. ihre eigene Region kennenlernen zu wollen. Das können sich Reisebüros und –veranstalter in den Reiseregionen Lateinamerikas zu Nutze machen und ihr bisheriges Produktportfolio mit neuen Destinationen und angepassten Produkten zu erweitern und damit ganz gezielt einheimische Reisende anzusprechen.

Die Überarbeitung des Produktportfolios birgt die Chance, kleinere Gemeinden, die sonst nicht oder nur wenig vom Tourismus profitieren, zu unterstützen und in das Angebot aufzunehmen. Diese Integration hat nicht nur Vorteile für die lokalen Gemeinden, sondern auch für die einheimischen Reisenden. Sie erleben einen authentischen Urlaub mit traditioneller Musik, Essen, Kunst und Bräuchen und das oft in sehr abgelegenen und naturnahen Regionen. Gerade in Zeiten von Corona ein gutes Angebot und eine tolle Gelegenheit, neue Landschaften und Kulturen im eigenen Land kennenzulernen.

Lagunen in Peru.
Naturnahe Erholungs- und Erlebnisräume wie hier in Peru sind während der Corona-Krise besonders gefragt. Lokale Reiseveranstalter können dies für sich nutzen.

Ein Beispiel aus Peru

Ein lokaler Reiseveranstalter, der das bereits aktiv umsetzt, ist Pukupuku Travel aus Cusco. Der TourCert-zertifierte Veranstalter hat zügig neue Angebote ins Programm aufgenommen. Das Team hat den Lockdown dafür genutzt, sich zum barrierefreien Tourismus weiterzubilden, um zukünftig auch barrierefreie, geführte Touren anbieten können. Einige der Mitarbeitenden erlernten sogar die Gebärdensprache, um auch nicht-hörenden und schwerhörenden Reisenden die Geschichten zu Peru vermitteln zu können.

Das Logo der Pukupuku Travel Agency.
Pukupuku Travel ist ein Reiseveranstalter aus Cusco in Peru.

Daneben engagierte Pukupuku Travel Einheimische, die oft durch Schließungen ihren Job verloren hatten, allerdings viel Wissen über lokale Traditionen und Geschichten verfügen, als lokale ReiseleiterInnen für Touren in ländliche Regionen. Sie konnten auf diese Weise ein Einkommen generieren, das für die Familie lebensnotwendig ist, um die Krise zu überstehen.
Pukupuku Travel hat zudem die Zeit dafür genutzt, die sonst überlaufenen Orte wie den Machu Picchu und seine Wanderwege von Müll zu befreien.

Berge und Lagunen im traumhaften Peru.
Das Land Peru und seine ländlichen Regionen haben viel zu bieten und werden durch lokale ReiseleiterInnen nochmal ganz anders kennengelernt.

Mehr zur Reiseagentur Pukupuku Travel erfahren Sie in dem folgenden Video (in Spanisch):

Kunsthandwerksstätten suchen neue Wege

Auch Unternehmen, die zwar kein reines touristisches Produkt anbieten, aber dennoch auf Reisende als Zielgruppe angewiesen sind, mussten in den letzten Monaten kreativ werden. In Costa Rica traf das zum Beispiel ursprüngliche Kunsthandwerksstätten, die normalerweise direkt oder über kleine Läden am Flughafen ihre Produkte an internationale Reisende verkaufen. Durch das Erliegen des Tourismus wurden die Flughäfen geschlossen und somit auch die kleinen Läden. Die Einreise von internationalen Reisenden war und ist nach wie vor verboten, wodurch auch das Tagesgeschäft der sogenannten Artesanías leidet. Es mussten schnell Lösungen gefunden werden, um die komplette Schließung der Kunsthandwerksstätten zu verhindern. In dieser Zwangslage sind einige UnternehmerInnen auf die innovative Idee gekommen, sehr stark nachgefragte und dringend benötigte Mund-Nasen-Schutzmasken zu produzieren. Dabei wurden keine „herkömmlichen“ OP-Masken entworfen, sondern beim Masken-Design auf den jeweiligen Stil der Kunsthandwerksstatt Rücksicht genommen. So entstanden schön bemalte und eigenständig produzierte Masken mit typischem costa-ricanischen Design.

Maske aus Costa Rica.
Die Artesanías Chaverri produzieren schön bemalte Schutzmasken während der Pandemie.

Die Artesanías Chaverri ist ein Beispiel für eine beteiligte Kunsthandwerksstatt. Der Zusammenschluss von lokalen HandwerkerInnen ist Partnerbetrieb der zertifizierten Destination Sarchí in Costa Rica. Die KünstlerInnen haben verschiedene Designs ausprobiert und dabei immer typische Muster aus Costa Rica für die Gestaltung der Masken angewandt. Seit Beginn der Pandemie haben sie ca. 50.000 Masken verkauft. Die Nachfrage ist groß, denn Masken sind wichtig für die Eindämmung des Virus und für das persönliche Sichherheitsempfinden.

Zurzeit produziert die Artesanías Chaverri täglich ca. 500 Masken. Da alles per Hand angefertigt wird bedeutet das viel Arbeit. Aber durch diese Arbeit konnten die Eigentümer ihre Kunsthandwerksstatt geöffnet lassen und sicherten somit ihren Mitarbeitenden den Arbeitsplatz. Über soziale Medien wurden die Masken vermarktet, was dazu führte, dass die KünstlerInnen der Artesanías Chaverri Anfragen aus dem ganzen Land erhielten. Da aufgrund der Ausgangsbeschränkungen der Regierung die persönliche Abholung der Masken problematisch war, wurden diese per Post direkt bis vor die Haustüre der BestellerInnen geliefert.

Schutzmaske der Artesanía Chaverri.
Eine selbst hergestellte Schutzmaske der Artesanías Chaverri aus Costa Rica.

Wir freuen uns über die innovativen und kreativen Ansätze und wünschen weiterhin viel Durchhaltevermögen.

Unter diesem Link können Sie das neuste Design der „Mascarillas“ bewundern: zum Video

Tags
Corona-Krise, Destinationen, Innovativ, Kreativ

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