Der Saarpfalz-Kreis und das Biosphärenreservat Bliesgau liegen im Südwesten Deutschlands, im südöstlichen Saarland. Die Landschaft ist durch ausgedehnte Streuobstwiesen, wertvolle Buchenwälder, artenreiche Trockenrasen und eine eindrucksvolle Auenlandschaft geprägt. Aus diesem Grund liegt ein besonderer Schwerpunkt auf dem Naturtourismus in der Region und spricht dadurch stark Naturliebhaber und Wanderfreudige Gäste an. In den Städten St. Ingbert und Homburg wird die Region zudem durch den Kultur- und Geschäftstourismus geprägt. Eine 2018 erstellte Marktforschung zeigte, dass die Zielgruppen Explorer und Nature Loving Actives für die Region besonders relevant sind, weshalb diese seitdem gezielt angesprochen werden. Seit 2017 ist das Saarland zudem als „Nachhaltiges Reiseziel“ durch TourCert zertifiziert.
Nachhaltiger Urlaub im Saarland
Die Landestourismuskonzeption und die Tourismusstrategie 2020 verankern alle drei Säulen der Nachhaltigkeit in ihren Leitlinien. Diese sind unterteilt in übergeordnete Leitlinien die aus den Themen Ökologie und Nachhaltigkeit, Authentizität der Angebote, Ökonomischer Nutzen, Identität und Tourismusbewusstsein, Qualität und Service sowie Ökologie und Nachhaltigkeit bestehen und vertiefenere Leitsätze, in denen jeweils konkrete Ziele formuliert wurden, nach denen sich die Projekte und Maßnahmen richten.
Als ein qualitatives Ziel setzt sich die Saarpfalz-Touristik die Steigerung der Identität, des Tourismusbewusstseins und des Bewusstseins für Nachhaltigkeit. Darüber hinaus soll der Tourismus zur Imageprofilierung, zur Erhöhung des Bekanntheitsgrades der Destination sowie der Erhöhung der Lebensqualität der lokalen Bevölkerung dienen.
Besonderer Wert wird auf die wirtschaftlichen Effekte durch den Tourismus gelegt. Das Ziel ist, die touristische Wertschöpfung, die Zahl der Übernachtungen und die Zahl der Tagestouristen zu steigern. Es soll zudem keine Fokussierung auf einzelne Leuchtturmsehenswürdigkeiten geben, sondern eine flächendeckende Tourismusentwicklung.
Nachhaltige Angebote der Region
Da Nachhaltigkeit eine große Rolle in der Destination, wird versucht in allen eigenständig entwickelten Produkten, die drei Säulen der Nachhaltigkeit zu berücksichtigen. Bei dem Angebot „Floß der Nachhaltigkeit“ erlernen Kinder und Erwachsene zum Beispiel den Umgang mit Holz und pflanzen zum Ausgleich für die Holzernte junge Bäume im Wald. Beim neuen Tagesangebot „Carpe Diem rund um den Europäischen Kulturpark“ werden die Themen Natur und Kultur mit biosphärischen Themen verbunden. So legt die geführte Wanderung einen Schwerpunkt auf regionale Archäologie im Europäischen Kulturpark Bliesbruck-Reinheim und die Besucher*innen lernen mehr über die Römer und Kelten, die sich in dieser Region niedergelassen haben. Anschließend können sie bei einer Verkostung während einer Hofführung mehr zum Thema Natur-, Arten-, und Jagdschutz und regionalen Ölen und Honig erfahren.
Um das Thema Nachhaltigkeit stärker in die nachhaltigen Angebote mit einzubeziehen, wurden im Biosphärenreservat dezentrale Infostellen geschaffen, welche flächendeckende Informationen zu nachhaltigen Angeboten bieten. Um die Natur zu schützen, wurden Aussichtspunkte errichtet und zwei Naturerlebnispfade mit Mitmachstationen errichtet, auf denen die Gäste mehr zu der heimischen Natur und den ökologischen Auswirkungen ihres Lebensstils lernen können. 2019 wurden zudem die Lauschtouren eingeführt. Diese bieten sowohl für Hörende als auch gehörlose Menschen ein integratives Angebot, mit welchem sie die Region per App individuell erkunden können. Hierbei stehen den Gästen Audioführungen, sowie übersetze Videos in Gebärdensprache zur Verfügung.
Es wurde außerdem an einem Katalog für Gruppenangebote gearbeitet und dieser umgesetzt. So können Gruppen wie beispielsweise Vereine ihren Tag in der Region zu den Themen „Biosphäre und Natur“, „Kultur und Tradition“, „Genuss und Heimatverbundenheit“, „BNE“ sowie „Hören mit Herz“ verbringen und bei Wunsch einen Natur- und Landschaftsführer hinzubuchen. Im Katalog ist gekennzeichnet bei welchen Bausteinen Partner der Biosphäre Bliesgau eingebunden sind.
Mobilität vor Ort
Bereits vor ihrem Aufenthalt werden die Gäste durch Informationsbroschüren auf der Website darüber informiert, wie das Thema Nachhaltigkeit in der Destination umgesetzt wird. So wird besonders auf die Anreise mit der Bahn und dem Nutzen des ÖPNVs hingewiesen.
Durch die Einführung der „SaarlandCard“ haben alle Gäste, die mindestens zwei Nächte in einem der Partnerbetriebe übernachten, die Möglichkeit kostenfrei den saarländischen ÖPNV zu nutzen und vergünstigten Eintritt zu zahlreichen Sehenswürdigkeiten zu erhalten. Zudem fährt von Homburg über Blieskastel und Reinheim bis Kleinblittersdorf der sogenannte Biosphärenbus. Auf dieser Strecke werden zahlreiche Freizeit-, Einkaufs- und Naturerlebnisse miteinander verbunden. An den Bahnhöfen in Homburg und St. Ingbert werden „flinkster“ Carsharing Dienste angeboten und für alle die lieber mit dem Fahrrad unterwegs sind, können an verschiedenen Standorten E-Bikes ausgeliehen werden. Diese Stationen werden in allen Radkarten (sowohl online als auch offline) und auf der Website aufgelistet. Dieses Angebot wurde sowohl von den Einheimischen als auch den Gästen so gut angenommen, dass 2019 erstmal zwei geführte E-Bike Touren durch das Biosphärenreservat als Tagestouren angeboten wurden.
Faire Tourismusentwicklung
Um die lokalen Leistungsträger*innen regelmäßig zum Thema Servicequalität und Nachhaltigkeit zu sensibilisieren, findet jährlich die Multiplikatorenschulung statt. Hierbei werden Tagesangebote und Pauschalen im Rahmen der formulierten TourCert Zielen bezüglich regionaler und abfallarmer Verpflegungsmöglichkeiten sowie allgemeine Nachhaltigkeitsthemen im Austausch mit den lokalen Partner*innen behandelt. Alle zwei Jahre findet zudem der „Biosphärengipfel“ statt, bei welchem Vertreter*innen von Politik, regionalen Ämtern, touristische Leistungsträger*innen, regionale Produzent*innen sowie die Bevölkerung zusammenkommen und sich zu aktuellen Themen des Biosphärenreservates betreffend austauschen.
Um die soziale Nachhaltigkeit in der Region zu erhöhen, übernimmt das soziale Unternehmen CJD die Bewirtung der Taverne des Europäischen Kulturparks und ab 2020 auch die Belieferung von Supermärkten und Gastronomen mit regionalen Produkten. CJD bietet eine Auswahl an Ausbildungs-, Bildungs- und Dienstleistungsangeboten an. Hierbei werden Menschen, die aufgrund ihrer Handicaps, auf dem primären Arbeitsmarkt kaum Chancen haben ausgebildet und angestellt.
Im Rahmen des Projektes „Atmosphärecheck“ wurden saarländische Gemeinden intensiv betrachtet und beurteilt, um in anschließenden Versammlungen und Workshops Projekte und Maßnahmen zu entwickeln, wie sogenannte Atmosphäre-Killer beseitigt werden, und die Attraktivität der Gemeinden gesteigert werden können. Somit soll das touristische Bewusstsein in der Bevölkerung gestärkt werden.
Weitere Informationen
Saarpfalz – Biosphärenreservat Bliesgau nahm am fairwärts Wettbewerb für nachhaltige Reisen 2019/2020 in der Kategorie Servicequalität teil. Wenn Sie mehr über den aktuellen fairwärts Wettbewerb 2021/2022 erfahren möchten, gelangen Sie hier zur Website. Außerdem können Sie sich mit den Wissensangeboten zu Themenfeldern wie faire Begegnungen, Menschenrechte, Biodiversität oder Klimaschutz im Tourismus weiterbilden.
Das fairwärts-Projekt wird finanziell unterstützt durch Engagement Global, einer Initiative des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
Erfahren Sie außerdem mehr zum Biosphärenreservat und aktuellen Veranstaltungen in der Region.
Tags
Destination, fairwärts, Good Practice, Nachhaltige Projekte, Nachhaltigkeit, Saarpfalz, Servicequalität
